Baujahr 1952.
Im März 2006 über ebay erstanden. Es ist lt. Verkäufer
ohne
Funktion, passt gut in meine
Sammlung: vom Gehäuse noch klobig wie ein 30-er
Jahre-Radio, jedoch bereits mit UKW.
Abmessungen und Gewicht sind erschreckend hoch. Ein Großteil der
Wertschöpfung muss durch den Möbeltischler erschaffen worden
sein. Das Chasis ist aufgeräumt wie ein Versuchsaufbau aus der
Radiolehrwerkstatt. Jedes Bauteil ist gut zugänglich, kein
Drahtverhau.
Auf den ersten Blick sind jede Menge
Teerkondensatoren verbaut, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ersetzt
werden müssen.
Das Netzkabel ist nicht mehr original. Der Wellenschalter wurde
schonmal geklebt, die Bereichsanzeige über Seilzug und Rolle
funktioniert nicht.
Die Reinigung geht einfach, das Radio stand wahrscheinlich
lange Zeit
im Keller: wenig Staub, teilweise klebrig durch Feuchtigkeit. Das
Skalenblech und die Anzeigeelemente sind leicht fleckig.
Eine erste Messung auf der Netz-Primärseite zeigt zuallererst,
dass der Netzschalter hochohmig ist. Er wird überbrückt.
Nachgeschaltet sind 2 Siebkondensatoren, jeder mit einem Fuß an
Masse. Sie sind teerverschmiert und werden sofort ersetzt. Leider habe
ich keine radialen Kondensatoren mit der geforderten Kapazität, so
baue ich zunächst einmal Plastik-Kondensatoren ein.
Auf das Vorschalten einer Glühlampe beim Anlegen der
Netzspannung (über Trenntrafo) verzichte ich, da der
Verkäufer das Gerät kürzlich bereits am Netz hatte. Es
ertönt ein lauter Brummton, die über den TA-Eingang
eingespeiste NF ist nicht zu hören.
Das Schreiben des Reparaturberichts war jetzt
länger unterbrochen, da zunächst Bauteile
beschafft werden mussten. Wenn das Radio nachhaltig
repariert werden soll, müssen alle Teerkondensatoren ersetzt
werden. Damit die Ansicht nicht durch moderne viereckige
Plastikkondensatoren verschandelt wird, bestelle ich ein Sortiment
radialer Kondensatoren der Fa. Roederstein. Sie sind über Internet
bestellbar bei Bürklin .
Tücke: Bürklin verkauft nur an gewerbliche Kunden, im
Formular muss eine Kundennummer eingetragen werden. Wenn man hier
Nullen einträgt und im Text extra darauf hinweist, dass man
Privatkunde ist, erhält man die Ware nach sehr kurzer Zeit per
Nachnahme.
Die neuen Siebkondensatoren löte ich dezent unter das Chasis, die
defekten bleiben im Gerät wegen der Optik. Das Brummen ist schon
mal weg, die über den TA-Eingang angeschlossene NF ist aber nicht
zu hören. Die Gitterspannung der EL41 beträgt 10V, also ist
der Koppelkondensator defekt. Auf diesem Weg wechsle ich gleich alle
Teerkondensatoren der NF-Stufe aus, was ich ja eh machen wollte. Die
eingespeiste Musik erklingt aber erst, nachdem die defekte EF42 des
NF-Vorverstärkers ersetzt ist.
In einer Fleißarbeit werden nun die restlichen
Kondensatoren ersetzt. Es sind fast alle zur Siebung von Anoden- und
Gitterspannungen geschaltet, der Kapazitätswert ist relativ
unkritisch (statt 5nF verwende ich 10nF). Mit HF kann das Radio danach
aber immer noch nichts anfangen, was sicher auch am defekten Heizfaden
der ECH42 liegt. So eine seltene Type habe ich nicht in der
Röhrenkiste, sie muss bei BTB-Elektronik bestellt
werden. Auf diesem Weg beschaffe ich auch gleich das magische Auge
6E5C, da die eingebaute EM34 nur noch schwach leuchtet.
Leider geht das Radio nach Einbau der zugesendeten ECH42 immer noch
nicht. Nach längerem Messen stellt sich heraus, dass die erworbene
Röhre einen Schluss zwischen Gitter und Kathode hat. Die
Reklamation erfolgt telefonisch und problemlos, mit der daraufhin
zugeschickten Röhre sind auf allen Wellenbereichen Sender zu
hören.
Die Empfangsleistung auf MW und KW ist klasse, auf UKW sind
nur vereinzelt Sender ganz schwach zu hören. Hier muss ich erstmal
länger forschen, im www.radiomuseum.org
sind im Archiv mehrere sehr gute Beiträge über die UKW-Stufe
zu finden. der Hinweis auf die Kondensatoren im Kathodenkreis und am
Schirmgitter führen weiter: die Spannung am Schirmgitter war ca.
10% unter Sollwert, verursacht durch einen Doppelkondensator. Schon der
Betrieb ohne die beiden Kondensatoren bringt guten UKW-Empfang, nach
dem Einlöten der Ersatzteile bin ich sehr zufrieden.
Im Bild sind die neuen Kondensatoren (gelb) zu sehen:
Das magische Auge nimmt auf der Skala einen
übergeordneten Platz ein, deshalb muss es nach erfolgter
Restauration deutlich sichtbar hellgrün leuchten. Der russische
Ersatztyp für die EM34 ist die 6E5C, die mit geringer
Schaltungsänderung verwendet werden kann. Die Röhre hat
jedoch einen geringfügig größeren Durchmesser, so dass
die mechanische Befestigung auch verändert werden muss. Die EM34
steckt in einer Pappröhre, die ich durch eine selbst gebastelte
ersetze. Nach der Inbetriebnahme fallen 2 Dinge auf: die Röhre
muss um 180Grad gedreht werden, damit der Abstimmwinkel unten ist und
die Skalenbeleuchtung ist trotz der 2 intakten Glühbirnen sehr
schwach.
Nach Verlängerung einiger Anschlussdrähte kann die Röhre
gedreht werden, nach Lackierung des Skalenblechs mit hell weißem
Lack wird die Skala top ausgeleuchtet.
Nach Einbau des Chasis ins Gehäuse ist die Restauration am
18.04.2006 abgeschlossen. Es war das bisher aufwändigste Projekt,
da sehr viele passive Bauteile und 2 Röhren ersetzt werden
mussten. Von der Loewe-Opta-Mechanik bin ich immer noch begeistert,
alles ist sehr gut durchdacht und sehr robust. Jetzt muss noch ein
angemessener Platz im
Keller organisiert werden, damit es unter den anderen Stücken
richtig zur Geltung kommt.
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