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Aktualisiert 18.04.2006

Loewe-Opta Rheingold 52W


Rheingold 52W

Baujahr 1952.

Im März 2006 über ebay erstanden. Es ist lt. Verkäufer ohne Funktion, passt gut in meine Sammlung: vom Gehäuse noch klobig wie ein 30-er Jahre-Radio, jedoch bereits mit UKW.
Abmessungen und Gewicht sind erschreckend hoch. Ein Großteil der Wertschöpfung muss durch den Möbeltischler erschaffen worden sein. Das Chasis ist aufgeräumt wie ein Versuchsaufbau aus der Radiolehrwerkstatt. Jedes Bauteil ist gut zugänglich, kein Drahtverhau.
Auf den ersten Blick sind jede Menge Teerkondensatoren verbaut, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ersetzt werden müssen.
Das Netzkabel ist nicht mehr original. Der Wellenschalter wurde schonmal geklebt, die Bereichsanzeige über Seilzug und Rolle funktioniert nicht.

Die Reinigung geht einfach, das Radio stand wahrscheinlich lange Zeit im Keller: wenig Staub, teilweise klebrig durch Feuchtigkeit. Das Skalenblech und die Anzeigeelemente sind leicht fleckig.

Eine erste Messung auf der Netz-Primärseite zeigt zuallererst, dass der Netzschalter hochohmig ist. Er wird überbrückt. Nachgeschaltet sind 2 Siebkondensatoren, jeder mit einem Fuß an Masse. Sie sind teerverschmiert und werden sofort ersetzt. Leider habe ich keine radialen Kondensatoren mit der geforderten Kapazität, so baue ich zunächst einmal Plastik-Kondensatoren ein.

Auf das Vorschalten einer Glühlampe beim Anlegen der Netzspannung (über Trenntrafo) verzichte ich, da der Verkäufer das Gerät kürzlich bereits am Netz hatte. Es ertönt ein lauter Brummton, die über den TA-Eingang eingespeiste NF ist nicht zu hören.

Das Schreiben  des Reparaturberichts war jetzt länger unterbrochen,  da  zunächst  Bauteile beschafft werden  mussten.  Wenn das Radio nachhaltig repariert werden soll, müssen alle Teerkondensatoren ersetzt werden. Damit die Ansicht nicht durch moderne viereckige Plastikkondensatoren verschandelt wird, bestelle ich ein Sortiment radialer Kondensatoren der Fa. Roederstein. Sie sind über Internet bestellbar bei Bürklin . Tücke: Bürklin verkauft nur an gewerbliche Kunden, im Formular muss eine Kundennummer eingetragen werden. Wenn man hier Nullen einträgt und im Text extra darauf hinweist, dass man Privatkunde ist, erhält man die Ware nach sehr kurzer Zeit per Nachnahme.

Die neuen Siebkondensatoren löte ich dezent unter das Chasis, die defekten bleiben im Gerät wegen der Optik. Das Brummen ist schon mal weg, die über den TA-Eingang angeschlossene NF ist aber nicht zu hören. Die Gitterspannung der EL41 beträgt 10V, also ist der Koppelkondensator defekt. Auf diesem Weg wechsle ich gleich alle Teerkondensatoren der NF-Stufe aus, was ich ja eh machen wollte. Die eingespeiste Musik erklingt aber erst, nachdem die defekte EF42 des NF-Vorverstärkers ersetzt ist.

In einer Fleißarbeit werden nun die restlichen Kondensatoren ersetzt. Es sind fast alle zur Siebung von Anoden- und Gitterspannungen geschaltet, der Kapazitätswert ist relativ unkritisch (statt 5nF verwende ich 10nF). Mit HF kann das Radio danach aber immer noch nichts anfangen, was sicher auch am defekten Heizfaden der ECH42 liegt. So eine seltene Type habe ich nicht in der Röhrenkiste, sie muss bei BTB-Elektronik bestellt werden. Auf diesem Weg beschaffe ich auch gleich das magische Auge 6E5C, da die eingebaute EM34 nur noch schwach leuchtet.

Leider geht das Radio nach Einbau der zugesendeten ECH42 immer noch nicht. Nach längerem Messen stellt sich heraus, dass die erworbene Röhre einen Schluss zwischen Gitter und Kathode hat. Die Reklamation erfolgt telefonisch und problemlos, mit der daraufhin zugeschickten Röhre sind auf allen Wellenbereichen Sender zu hören.

Die Empfangsleistung auf MW und KW ist klasse, auf UKW sind nur vereinzelt Sender ganz schwach zu hören. Hier muss ich erstmal länger forschen, im www.radiomuseum.org sind im Archiv mehrere sehr gute Beiträge über die UKW-Stufe zu finden. der Hinweis auf die Kondensatoren im Kathodenkreis und am Schirmgitter führen weiter: die Spannung am Schirmgitter war ca. 10% unter Sollwert, verursacht durch einen Doppelkondensator. Schon der Betrieb ohne die beiden Kondensatoren bringt guten UKW-Empfang, nach dem Einlöten der Ersatzteile bin ich sehr zufrieden.

Im Bild sind die neuen Kondensatoren (gelb) zu sehen:

Chasis Rheingold 52W

Das magische Auge nimmt auf der Skala einen übergeordneten Platz ein, deshalb muss es nach erfolgter Restauration deutlich sichtbar hellgrün leuchten. Der russische Ersatztyp für die EM34 ist die 6E5C, die mit geringer Schaltungsänderung verwendet werden kann. Die Röhre hat jedoch einen geringfügig größeren Durchmesser, so dass die mechanische Befestigung auch verändert werden muss. Die EM34 steckt in einer Pappröhre, die ich durch eine selbst gebastelte ersetze. Nach der Inbetriebnahme fallen 2 Dinge auf: die Röhre muss um 180Grad gedreht werden, damit der Abstimmwinkel unten ist und die Skalenbeleuchtung ist trotz der 2 intakten Glühbirnen sehr schwach.
Nach Verlängerung einiger Anschlussdrähte kann die Röhre gedreht werden, nach Lackierung des Skalenblechs mit hell weißem Lack wird die Skala top ausgeleuchtet.

Skala

Nach Einbau des Chasis ins Gehäuse ist die Restauration am 18.04.2006 abgeschlossen. Es war das bisher aufwändigste Projekt, da sehr viele passive Bauteile und 2 Röhren ersetzt werden mussten. Von der Loewe-Opta-Mechanik bin ich immer noch begeistert, alles ist sehr gut durchdacht und sehr robust. Jetzt muss noch ein angemessener Platz im Keller organisiert werden, damit es unter den anderen Stücken richtig zur Geltung kommt.