Baujahr 1953
Im Juni 2004 beim Trödler gesehen, für niedlich befunden und
zum Geburtstag geschenkt bekommen.
Die Truhe ist sehr kompakt, lässt sich also auf jeden
Fall noch im
Keller unterbringen. Das Holz und der Lautsprecherstoff sind
tadellos und werden mit haushaltsüblichen Pflegemitteln versucht
zu restaurieren. Einzig der Plattenspieler sieht heruntergekommen aus,
das Tonabnehmersystem fehlt.
09.10.2004: Bestandsaufnahme
Das Chasis ist solide und trotzdem
wartungsfreundlich in die Truhe eingebaut. Die Verbindungen zwischen
Rückwand und Chasis sind Steckverbindungen, Netz- und
Lautsprecherkabel sind über geschraubte Lötösen zu
trennen.
Als ernsthaftes Problem erweist sich, dass dieses Gerät nicht
genau zu identifizieren ist. Die auf der Rückwand zu lesende
Bezeichnung "Lorenz-MS 1" ist im gesamten Internet und auch im radiomuseum.org nicht zu finden.
Es hilft jedoch weiter, wenn man weiss, dass Lorenz-Geräte Radios
der Fa. Schaub enthalten. Hier passen am besten der Plan des "Schaub
Goldsuper 54" und der des "Schaub Weltsuper 53".
16.10.2004: Inbetriebnahme
Nach der Reinigung des wenig verstaubten Chasis ist heute abend der
elektrische Teil dran. Natürlich mit Trenntrafo und der
obligatorischen 100W-Glühlampe in Reihe zum Radio. Es tut sich gar
nichts, da die Sicherung defekt ist. Nach Ersatz spielt es auf
Mittelwelle, kracht dabei furchtbar beim Abstimmen und brummt deutlich
hörbar.
Auf UKW bringt es leider gar nichts heraus. Nach einiger Zeit beginnt
der große Widerstand in der Anodenspannungsversorgung zu rauchen,
höchste Zeit zum Abschalten.
20.10.2004
Der Anodenkreis wird nach dem Kurzschluss durchsucht. Zerbröselnde
Siebkondensatoren werden auf jeden Fall getauscht, hiervon fallen
sofort zwei auf. Auf dem Flohmarkt erstand ich mal eine Kiste mit
Kondensatoren, die ich nun gut gebrauchen kann. Der Kurzschluss ist
nach dem Austausch immer noch da, also weitersuchen. Einen guten
Hinweis gibt ein verbrannt aussehender Widerstand auf dem Weg zur Anode
der UKW-Röhre. Alle dem Widerstand folgenden Bauteile werden
abgelötet und vermessen, der verbrannte Widerstand wird ersetzt.
Die Kurzschlussursache selbst ist nicht mehr feststellbar, nach dem
Zusammenlöten ist er jedenfalls weg. Nun ist auch UKW zu empfangen.
29.10.2004
Es
fällt sofort auf, dass das Radio fortdauernd gut hörbar
brummt. Wahrscheinlich sind die beiden Siebelkos im Anodenkreis defekt,
was sich durch provisorischen Parallelschalten eines intakten Elkos
bestätigen lässt. Da nebem dem Netztrafo genügend Platz
zum Einbau von 2 neuen Elkos ist, bleibt das defekte Original drin. Die
Maßnahme wirkt sofort, kein Brummton mehr zu hören.
Jetzt kann man schon richtig gut Radio hören, auf Mittelwelle gibt
es abends neben dem überstarken Deutschlandfunk jede Menge
fremdsprachige Sender. Der UKW-Empfang ist auch gut, obwohl es beim
Abstimmen sehr kracht. Der Klang ist aber irgendwie mäßig,
die tiefen Töne fehlen und es schrault.
30.10.2004
Heute abend
wird der NF-Teil näher untersucht. Der
Koppelkondensator zwischen der EABC80 und der EL41 wird auf jeden Fall
ausgewechselt. Sofort fallen noch 4 Papirkondensatoren auf, denen ich
nicht traue. Sie werden alle ausgewechselt, was auch recht einfach
geht, wenn man erstmal dabei ist. Die meisten habe ich in original
aussehender Bauform, einer hat eine moderne Kunststoffform.
Alt sind jetzt nur noch einige
Siebkondensatoren, sie sollten auf den Klang keinen Einfluss haben.
Na also, geht doch! Nachdem Antenne und Lautsprecher angeklemmt sind,
klingt das Gerät tadellos, und das selbst mit der provisorischen
Lautsprecherbox. Den richtig guten Röhrenradioklang erzeugt
letztendlich das Gehäuse, das als großer Resonanzkörper
dient.
07.11.2004 Zusammenbau
Das Radio läuft prima und darf sogar einige Tage im Wohnzimmer
stehen.
15.12.2004 Plattenspieler
Der
Plattenspieler ist noch nicht eingebaut: erstens
fehlt die Nadel, zweitens ist die
Motorbefestigung defekt. Damit die Motor- schwingungen sich nicht auf
das
Gehäuse übertragen, wurden
Gummiabstandshalter eingebaut, die im Lauf der Jahre spröde wurden
und nun durchbrechen. Mit 3 Plastikabstandsröhrchen wird die
Antriebseinheit wieder am Chasis befestigt.
Nach dem Zusammenbau dreht sich der Plattenteller leider nicht. Die
Ursache liegt in den Gummirädern, die durch Abrieb und Alterung
wohl nicht mehr die Originalmaße besitzen. Das äußere
Reibrad berührt die Tellerinnenseite nicht, deshalb klebe ich ein
breites Gummiband auf. Da die Motorwelle ebenfalls durchdreht, wird sie
mit einem Schrumpfschlauch griffig gemacht.
Jetzt fehlt noch das wichtigste Bauteil: die Nadel. Die
Internet-Recherche mit dem Aufdruck "CDS1" bleibt erfolglos. Der Shop mrStylus.com bietet jedoch an, zu
jedem Plattenspieler passende Ersatznadeln oder -systeme
herauszusuchen. Meine Anfrage per Email wird prompt beantwortet: die
Nadel "DN 1" gehört da hinein. Ich entscheide mich für den
Ersatztyp, das Original hätte den doppelten Preis gekostet.
Die Nadel ist schnell geliefert, leider fehlt mir die nötige
Erfahrung mit Plattenspielersytemen. Ich finde keine Möglichkeit,
die Nadel zu befestigen. Erneute Anfrage bei mrStylus.com und ein nettes
Telefonat mit H.Walter ergibt, dass ein winziger Gummiring als
Halterung fehlt. Ihn bekomme ich 2 Tage später geliefert.. Mit
Lupe und Pinzette wird das System montiert.
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